Namensgebung und dunkle Kapitel

    • Offizieller Beitrag

    Zum 110. Todestag des berühmten Mediziners: Die zwielichtige Karriere des Dr. Robert Koch - Wissen - Tagesspiegel

    Das ist nur ein Beispiel. Menschemverscuhe gehen gar nicht. In jetziger Zeit.
    Damals waren sie in Ordnung. Und gerade an den Menschen, die eben nicht so aussaehen wie wir. Übrigens gilt das ja auch heute noch so...abe Flüchtlinge usw. .. anderes Thema)
    Ich wohne zum Beispiel in der Nähe einer Stauffenberg Straße.

    Stauffenberg war ja zu blöd einen Koffer so hinzustellen, dass er nicht im Weg stand. Die Folge, er wurde weggestellt und die darin enthaltene Bombe hat nicht ausgereicht.
    Aber: Stauffenberg war, wenn ich das richtig in Erinnerung aus Zeitungsartikeln habe, ja durchaus für diesen Kram mit den Ariern, Herrenrasse usw. , aber war nicht mit der Umsetzung der Erorberung von Europa so zu frieden. Also er wollte eher ein Strategiewechsel im Sinne: Erstmal eine Front. Dann die nächste.

    Tolle Held....verdient auf jeden Fall Straßennamen.....

    Aber schwierig wird es schon....wie geht man mit den dunklen Kapiteln um, von Leuten, die auch viel gutes geleistet haben?
    Wenn man tief genug graben würde, könnte man bestimmt auch zu Einstein einiges finden...

  • Eine schwierige Frage, ein schwieriges Thema.

    Das wird ja in der Philosophie seit Jahren und Jahrzehnten diskutiert. Friedrich Nietzsche wurde von den Nazis vereinnahmt, vor allem aufgrund der Nazinähe seiner Schwester und Nachlassverwalterin, die Texte von ihm sogar umschrieb, um sie "passend" für die extreme Rechte zu machen. Ist Nietzsche, weil sein Denken eben auch von Nazis interpretierbar war, deshalb abzulehnen?

    Einer der bedeutendsten Philosophen der Weltgeschichte überhaupt ist Martin Heidegger. Er stand dem Nationalsozialismus zumindest nicht sehr fern (um es mal rechtssicher auszudrücken), wie man spätestens seit Herausgabe seiner Notizbücher erkennen musste. Durch diese Notizbücher weiss man auch, dass er dieses antisemitische Denken auch nach dem Krieg nicht infragestellte. Es floss aber nie in seine Philosophie ein. Ist diese Philosophie damit desavouiert?

    Der Lyriker Gottfried Benn stand ein knappes Jahr lang den Nazis nahe (1933). Dann distanzierte er sich, hatte Publikationsverbot usw. Ihm wurde nie wirklich verziehen, obwohl er vielen Lesern und Kennern als der bedeutendste deutschsprachige Lyriker des 20. Jahrhunderts gilt.

    Ich habe für mich noch keine Antwort gefunden, wie man solche Künstler, Philosophen, Wissenschaftler und andere "bedwerten" soll, die Grossartiges schufen, manchmal auf Kosten andere, oft zum Wohl der Menschheit (wie z.B. Robert Koch), die als Menschen aber gar nicht so selten recht erbärmlich waren.

    Menschheitsverbrecher würde ich niemals mit einer Strassennnennung ehren wollen. Aber fehlbare Menschen, die Grosses leisteten, in Grund und Boden verdammen??? Wir haben gut reden, wir urteilen von einem moralischen Standpunkt aus, der luxuriös ist, denn wir SIND nicht in einer solchen Situation...

    • Offizieller Beitrag

    Das Thema Geschichte und Verehrung koch ja gerade hoch durch die Black-Lives-Matter-Bewegung.

    Ich habe gerade von Campact eine Mail bekommen, dass Straßen in meiner Heimatstadt umbenannt werden sollten.
    Die sind nach irgendwelchen Kolonialisten benannt.

    Ja ich schreibe "irgendwelche". Ich kenne zumindest eine von vier Straßen. Habe mich aber nie nach dem Namensgeber erkundigt.

    Die Straße in der ich aufgewachsen bin, ist nach einem Preußen benannt. Der hat einige Reformen angestoßen, aber war ein Verfechter von Privilegien für Adel.
    Z.B. sollte die Mitgliedschaft von Landtagen vererbt werden können.
    Passt doch gar nicht in unsere Zeit....Adel mit Privilegien...ist sogar demokratiefeindlich.

    Aber zum Kolonialismus.
    Sollten die Symbole weg? Kann man das nicht anders aufarbeiten?

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe mich zugegebenermaßen nicht eingehender mit dem Thema auseinandergesetzt, möchte mich aber trotzdem kurz dazu äußern.

    Ich halte es für sehr schwierig, eine Grenze zwischen zulässig/angemessen und nicht angemessen zu ziehen.

    Aber konsequenterweise sollte man man vielleicht ganz davon absehen, Personennamen zu verwenden und nur noch Tiere, Pflanzen, etc. verwenden.

  • Das Ausradieren wohl eher nicht.

    Aber man könnte z.B. unter jedes Straßenschild (oder wenigstens am Anfang der Straße, wo das Schild zum ersten Mal steht) eine Hinweistafel anbringen , die in groben Zügen Verdienste und Horrortaten des Namensgebers ausweist. Hier in Bayern wird das bei vielen Straßenschildern schon lange so gemacht (natürlich nur die Verdienste, besonders von Pfaffen und Co, nach denen hier gern Straßen benannt werden). Dabei sollte man natürlich nicht wirklich jedes "Vergehen" aufführen. Aber über jemanden, der in Deutsch-Ostafrika tausende Menschen massakriert hat, sollte man DIES zumindest wissen. Mir fällt der Name nicht ein, Wissmann oder Wißmann oder so; ein Mann, der in Norddeutschland mit vielen Straßennamen und auch in HH mit einem Denkmal geehrt wurde. Dieser Mann ist für den Tod von tausenden Einheimnischen in Deutsch-Ostafrika verantwortlich. Zugleich aber schaffte er dort die Sklaverei ab. Unter ein ihm gewidmetes Straßenschild gehört einfach beides! Sein Denkmal wurde übrigens mittlerweile ins Museum gebracht und dort mit einem langen Text versehen.

    So könnte man es auch mit anderen umstrittenen Denkmälern/Standbildern machen: Entfernen und in einem Museum ausstellen, wo dann Infotafeln dazu gestellt werden. Und so weiter.

    Es gäbe schon Möglichkeiten, mit all dem so umzugehen, dass sich Betroffene nicht immer wieder verletzt fühlen müssen.

  • Ich stimme dir zu. Allerdings scheint mir auch häufig einfach die Lust an der Empörung dahinterzustecken...

    Ja, und damit tut man niemandem einen Gefallen. Die Menschen, die ebenfalls an Änderungen interessiert sind, nehmen diese Berufsempörer nicht ernst, und diejenigen, die etwas ändern KÖNNTEN, erst recht nicht.