(bedingunsloses) Grundeinkommen

    • Offizieller Beitrag

    bedingungsloses-grundeinkommen-klassengesellschaft-migration-steuern-subventionen?cid=53833870#cid-53833785

    Interessanter Kommentar.

    Hart4 als sozialdemokratisch zu bezeichnen, halte ich für falsch.
    Grundsätzlich sollte also Arbeit subventioniert werden. Die Idee wäre gut, aber dann muss das Geld vom Staat direkt an die Arbeitenden überwiesen werden und nicht erst an den AG.
    Ansonsten ist es eine Subvention der Firma.

    Der Punkt mit Namibia ist auch interessant und auch nachvollziehbar. Aber der Schluss aus der Geschichte muss nicht richtig sein. Weil es also dort Grundeinkommen gibt, ziehen ie Leute dahin. Daher darf es kein BGE geben. Könnte eine Schlussfolgerung nicht auch sein, dass es ein BGE überall geben muss? Das ist natürlich weitaus schwierige umzusetzen.

  • Ich war lange Fan des BGE, bis ich das mal etwas durchgerechnet habe. Mittlerweile halte ich es für hochgradig gefährlich. Aber wie du richtig erkennst, hat es katastrophale Folgen, wenn man es nur an einem Ort und nicht überall gleichzeitig einführt. Das Grundproblem hinter dem BGE ist, dass es das in zwei Ausführungen gibt (und die vermeintlich vielen Fans teilen sich auch in zwei grundverschiedene Lager auf). Gruppe 1 will etwas um die 500-1000€, was alle anderen (!) Sozialleistungen ersetzen soll. Das ist so in der FDP-Richtung populär. Gruppe 2 will irgendwas um die 1000-1500€, was bei den bestehenden Sozialleistungen on top kommen soll. Das ist so in sehr linken Kreisen populär. Beide Modelle haben ihre jeweils ganz eigenen Probleme. Modell 1 ist letzten Endes einfach nur massivster Sozialabbau. Die Einsparungen an Bürokratie sind vernachlässigbar. Von den beiden Varianten ist das vermutlich noch die am wenigsten schädliche Variante, dürfte aber auch zu Nachfrageproblemen führen, weil am unteren Ende der Sozialleistungsempfänger sehr viel Kaufkraft wegbricht und bei Hartz4-Empfängern und Geringverdienern der Lebensstandard massiv abgesenkt wird. Variante 2 ist schlicht nicht finanzierbar, nicht mal ansatzweise und würde massive Einsparungen an anderer Stelle erfordern. Es ist schlicht völlig ineffizient (weil unnötig teuer) und ineffektiv (weil die Bedürftigen nicht genug bekommen), Geld mit der Gießkanne statt bedarfsorientiert zu verteilen. Was in diesen Diskussionen gerne immer wieder vergessen wird, ist, dass wir in Deutschland mit Hartz4 tatsächlich ein Grundeinkommen haben - es ist nur nicht bedingungslos (warum das gut sein soll, erschließt sich mir auch nicht) sondern bedarfsorientiert. Über die konkrete Höhe dessen kann man sicherlich streiten, das ist eine Frage der politischen Konsensbildung.

    Im übrigen würde ich sogar noch einen Schritt weitergehen und Hartz4 für grundsätzlich arbeitsfähige Menschen nochmal deutlich absenken. Gleichzeitig würde ich als Bund den Kommunen, die Hartz4 ja ohnehin zahlen, einen Zuschlag geben mit der Maßgabe, dass jeder (!) Hartz4-Empfänger, der möchte, einen staatlich finanzierten Job bekommt. Sagen wir mal im Umfang von 1,5-2*aktueller Satz (Differenz zahlt der Bund) für 20h pro Woche. Es gibt so viele einfache Dinge (und sei es Einkaufshilfe für Senioren), die nicht erledigt werden, gleichzeitig bezahlen wir Millionen fürs Nichtstun, die gerne was tun würden, aber keinen Job finden, der zu ihrer Qualifikation passt bzw. den sie ohne Qualifikation machen können.

    • Offizieller Beitrag

    Modell 1 ist letzten Endes einfach nur massivster Sozialabbau.

    Deshalb bei der FDP beliebt. :D

    Hartz4 ist ein Grundeinkommen. Aber das wäre auch ein symbolischer Euro für jeden. Quasi die Gießkanne nur mit verstopften Löchern.

    Es gibt und gab ja verschiedene Experimente mit unterschiedlichen Ergebnissen.
    in einem skand. Land gab es positive Beispiele dadurch, dass sich einige Selbstständig gemacht haben.
    Das Geudneinkommen sicherte quasi das (Über)Leben, während der Umsatz des Unternehmens im Unternehmen blieb.

    Millionen fürs Nichtstun....Diese Millionen werden in vielen Bereichen verteilt. Und machmal mit weit weniger Bedingungen, als bei Hartz4 oder Bafög. :rolleyes:
    Aber eine allgemeingültige Definition von Gerechtigkeit gibt wohl nicht.

  • Im übrigen würde ich sogar noch einen Schritt weitergehen und Hartz4 für grundsätzlich arbeitsfähige Menschen nochmal deutlich absenken. Gleichzeitig würde ich als Bund den Kommunen, die Hartz4 ja ohnehin zahlen, einen Zuschlag geben mit der Maßgabe, dass jeder (!) Hartz4-Empfänger, der möchte, einen staatlich finanzierten Job bekommt. Sagen wir mal im Umfang von 1,5-2*aktueller Satz (Differenz zahlt der Bund) für 20h pro Woche. Es gibt so viele einfache Dinge (und sei es Einkaufshilfe für Senioren), die nicht erledigt werden, gleichzeitig bezahlen wir Millionen fürs Nichtstun, die gerne was tun würden, aber keinen Job finden, der zu ihrer Qualifikation passt bzw. den sie ohne Qualifikation machen können.


    Ich sehe das ziemlich ähnlich.

    Gibt es eigentlich irgendwo einen Versuch mit dem BGE, der funktioniert hat und dann zu einer dauerhaften Sache wurde?


    Aber eine allgemeingültige Definition von Gerechtigkeit gibt wohl nich


    Nee, gibbet nich. Ist es gerecht, wenn zwei Menschen (Paar) für insgesamt 63 Jahre Arbeit mit Einzahlungen in die Sozialkassen, als Rentner gerade einmal das Existenzminimum erreicht?

    • Offizieller Beitrag

    Gibt es eigentlich irgendwo einen Versuch mit dem BGE, der funktioniert hat und dann zu einer dauerhaften Sache wurde?

    Nein. Die Versuche wurden abgebrochen.
    Teilweise gab es positive Effekte, die aber nicht Gegenstand der Untersuchung waren. Also der gefragte Effekt trat nicht ein. Aber ein anderer.

    Untersuchungen scheinen nurbestimmteAspekte zu untersuchen.obeseine Metastudie gibt weis ich nicht.

  • >> […] Das Grundproblem hinter dem BGE ist, dass es das in zwei Ausführungen gibt (und die vermeintlich vielen Fans teilen
    >> sich auch in zwei grundverschiedene Lager auf). Gruppe 1 will etwas um die 500-1000€, was alle anderen (!) Sozialleistungen
    >> ersetzen soll. Das ist so in der FDP-Richtung populär.

    Die FDP will etwas ganz anderes - sie nennen es „negative Einkommenssteuer“, die dann in etwa so funktioniert, daß vom Finanzamt ein „Bürgergeld“ in zuvor definierter Höhe als pauschale Steuererstattung ausgezahlt wird.
    Eine „nette Idee“ („nett“ die die kleine Schwester von „scheiße“!), die völlig ausblendet, daß Bezieher von Sozialleistungen oder geringen Einkünften keine Steuern zahlen und folglich auch nix erstattet bekommen. Typisch FDP eben: für Bezieher höherer oder hoher Einkommen klingt’s gut (klar - die kriegen ja auch ’was), für die Bezieher kleiner oder gar keiner Einkommen gibt’s nix - aber das fällt nicht so auf.

    >> Gruppe 2 will irgendwas um die 1000-1500€, was bei den bestehenden Sozialleistungen on top kommen soll. Das ist so in sehr linken Kreisen populär.

    Möglicherweise solltest Du dich mit den Ansichten „sehr linker Kreise“ auch außerhalb wirtschaftsfreundlicher Publikationen beschäftigen. Mir - der ich mich „sehr linken Kreisen“ durchaus zugehörig fühle - ist nicht bekannt, daß in diesen Kreisen die Rede davon sei, daß ein bedingungsloses Grundeinkommen „on Top“ zu bestehenden Sozialleistungen gezahlt werden sollte. Ganz im Gegenteil: das bedingungslose Grundeinkommen soll bestehende Sozialleistungen (mit Ausnahme extremer Härtefälle) komplett ersetzen.

    >> Variante 2 ist schlicht nicht finanzierbar, nicht mal ansatzweise und würde massive Einsparungen an anderer Stelle erfordern.
    >> Es ist schlicht völlig ineffizient (weil unnötig teuer) und ineffektiv (weil die Bedürftigen nicht genug bekommen), Geld mit der Gießkanne statt
    >> bedarfsorientiert zu verteilen.

    Als Leistung „on Top“ zu bestehenden Sozialleistungen ist sowas tatsächlich nicht finanzierbar. Aber darum geht’s ja gar nicht.
    Und die Effizienz ergibt sich völlig folgerichtig aus der Bedingungslosigkeit: Wenn’s bedingungslos ist, gibt’s auch keinerlei Verwaltungsaufwand, um die Erfüllung irgendwelcher Bedingungen zu überprüfen. Und ob mit dem bedingungslosen Grundeinkommen „die Bedürftigen nicht genug bekommen“ ist letztlich eine Frage der Höhe dieses Grundeinkommens, welche - wie Du weiter unten aufführst - genau wie bei Hartz IV eine Frage der Konsensbildung ist.

    >> Was in diesen Diskussionen gerne immer wieder vergessen wird, ist, dass wir in Deutschland mit Hartz4 tatsächlich ein Grundeinkommen
    >> haben - es ist nur nicht bedingungslos (warum das gut sein soll, erschließt sich mir auch nicht) sondern bedarfsorientiert. Über die konkrete
    >> Höhe dessen kann man sicherlich streiten, das ist eine Frage der politischen Konsensbildung.

    Wenn Hartz IV tatsächlich „bedarfsorientiert“ wäre, gäbe es keinen Grund, über ein bedingungsloses Grundeinkommen zu diskutieren. Tatsächlich aber hat Hartz IV so gut wie nichts mit dem Bedarf betroffener Menschen zu tun. Dieser Bedarf wird von Leuten zusammenfabuliert, die keinerlei Ahnung davon haben, was eigentlich ein Grundbedarf ist und was nicht. Nicht umsonst fordern alle Sozialverbände (die nah am Geschehen sind) deutliche Anpassungen und damit höhere Bedarfssätze.
    Interessant in diesem Zusammenhang ein Blick auf die Geschichte von Hartz IV: In den ersten Entwürfen dieser Änderung der Sozialgesetzgebung waren die Bedarfssätze deutlich höher angesetzt und hatten tatsächlich einen realen Bezug zu den tatsächlichen Lebenshaltungskosten. Nachdem aber klar wurde, sich daß dadurch die Kosten für die Grundsicherung nicht verändern würden, wurden diese Bedarfssätze willkürlich und pauschal gekürzt und in die Sozialgesetzgebung übernommen …

    >> Im übrigen würde ich sogar noch einen Schritt weitergehen und Hartz4 für grundsätzlich arbeitsfähige Menschen nochmal deutlich absenken.

    Laß’ mich raten: Du warst noch nie in der Situation, von Hartz IV abhängig zu sein und Du hast auch keinerlei Ahnung, wie schwer es ist, diesem System wieder zu entkommen? Im Gegensatz zu Dir kenne ich diese Situation …

    >> Gleichzeitig würde ich als Bund den Kommunen, die Hartz4 ja ohnehin zahlen, einen Zuschlag geben mit der Maßgabe, dass jeder (!)
    >> Hartz4-Empfänger, der möchte, einen staatlich finanzierten Job bekommt. Sagen wir mal im Umfang von 1,5-2*aktueller Satz (Differenz
    >> zahlt der Bund) für 20h pro Woche. Es gibt so viele einfache Dinge (und sei es Einkaufshilfe für Senioren), die nicht erledigt werden,

    Du beschreibst gerade grob den „Ist-Zustand“ dieses Systems, denn genau dies ist bereits Bestandteil der Hartz IV_Gesetzgebung: von 1-Euro-Jobs über Zuverdienst und Aufstockerei bis hin zu direkten Lohnzuschüssen.
    Das Problem daran: entweder gibt’s diese Jobs nicht oder die Lohnzuschüsse werden von den Arbeitgebern grinsend ein gestrichen und nach Ablauf der Zuschuss-Zeit fliegen die Leute wieder ’raus. Oder aber die staatlich finanzierten „einfachen Dinge“ zerstören sozialversicherungspflichte Jobs in der freien Wirtschaft, weil niemand gegen derartiges staatliches Lohndumping konkurrieren kann.

    >> gleichzeitig bezahlen wir Millionen fürs Nichtstun, die gerne was tun würden, aber keinen Job finden, der zu ihrer Qualifikation passt bzw.
    >> den sie ohne Qualifikation machen können.

    Zunächst einmal zahlen „wir“ Milliarden für marode Unternehmen, wie die Lufthansa und die TUI und für Rettungsschirme, unter denen sich Banken auf Steuerzahlers Kosten verkriechen können, wenn sie sich mit ihren windigen Spekulationen in die Scheiße geritten haben. Da existieren gewaltige Einsparpotentiale, um Menschen im Zweifelsfall sogar für’s „Nichtstun“ bezahlen zu können.
    Zum anderen aber gibt es die von Dir angesprochenen Jobs gar nicht - und erst recht nicht in der Form, daß man ohne „Aufstocken“ (letztlich nichts anderes, als eine Lohnsubvention zugunsten der Unternehmen) vom erzielbaren Einkommen leben könnte …

  • Gibt es eigentlich irgendwo einen Versuch mit dem BGE, der funktioniert hat und dann zu einer dauerhaften Sache wurde?

    Vllt werdet ihr einfach mal Teil eines Versuches... :)

    mein Grundeinkommen

    Ich nehme schon daran teil.

    LG

    Nachtrag:
    Habe gerade gesehen, dass der Link eine persönliche Einladung von mit enthält.
    Die muss natürlich niemand annehmen.
    Aber vllt interessiert der Link und die Teilnahme an dem Programm ja trotzdem.
    Das geht auch ohne Einladung. ;)



    Wenn Dir das Leben mal wieder einen Tritt in den Hintern gibt,
    dann nutze den Schwung um weiterzukommen.

    Einmal editiert, zuletzt von Troll (7. September 2020 um 08:50)

  • Ich habe mir den Artikel gerade erst durchgelesen und finde ihn gut.

    Ich fände auch ein Einkommen oder Bürgergeld gut, was alle erreicht, welches jedem zusteht und welches einem helfen könnte, auch bei nicht-arbeit sein Leben zumindest vorübergehend damit zu bestreiten.
    Ohne Bedingungen allerdings nicht.

    Noch besser fände ich aber, wenn es möglich wäre, von seinem eigenem erwitschaftetem Geld leben zu können.
    Noch besser fände ich es, wenn alles nicht so irre viel Geld kosten würde, sei es die Miete oder die Nebenkosten oder einfach nur die Dinge, die man im täglichem Leben so braucht.
    Noch besser fände ich es, wenn soziale Berufe ihre Anerkennung nicht erst in der Not erfahren... (um dann doch nicht mehr Geld zu bekommen)
    Vermutlich könnte man sich dann den Gedanken eines Grundeinkommens sparen.

    Nuja... Wunschdenken



    Wenn Dir das Leben mal wieder einen Tritt in den Hintern gibt,
    dann nutze den Schwung um weiterzukommen.

  • Noch besser fände ich aber, wenn es möglich wäre, von seinem eigenem erwitschaftetem Geld leben zu können.
    Noch besser fände ich es, wenn alles nicht so irre viel Geld kosten würde, sei es die Miete oder die Nebenkosten oder einfach nur die Dinge, die man im täglichem Leben so braucht.
    Noch besser fände ich es, wenn soziale Berufe ihre Anerkennung nicht erst in der Not erfahren... (um dann doch nicht mehr Geld zu bekommen)
    Vermutlich könnte man sich dann den Gedanken eines Grundeinkommens sparen.

    Absolute Zustimmung.

    Wäre ich noch in meinem Job tätig (Sozialbereich, Heimbereich), würde ich KOTZEN vor Wut. Was hat man die Leute (Heimmitarbeiter, Krankenpflegerinnen, Kassierer) gelobt und getäschtelt und ihnen applaudiert, aber für ihren Arbeitsalltag hat sich NICHTS, aber auch gar nichts verändert. Es ist einfach nur widerlich. Anscheinend brauchen die Menschen erst eine Pandemie von den Ausmaßen der Spanischen Grippe, die 1918f 50.000.000 Tote forderte, bevor man die "Systemrelvanz" dieser Berufsgruppen kapiert.