• Liebe Foristen,

    immer wieder fällt mir auf, dass Menschen oft ganz anders sind, als sie vorgeben zu sein.
    Jeder trägt irgendwie eine Maske mit sich rum, die er/sie nur dann fallen lässt, wenn er/sie glaubt wirklich vertrauen zu können und sein wirkliches Ich zeigen zu können.

    Warum wollen viele Menschen immer anders erscheinen als sie sind?

    Wo ist die Authentizität geblieben und vor allem, woran erkennt man den Unterschied zwischen Schein und Sein?

    Ist es wirklich so, dass jede Schwäche sofort gnadenlos ausgenutzt wird und man quasi jederzeit und überall gezwungen ist, sich zu schützen?

    Bin gespannt auf Eure Erfahrungen.

    Eure Darla



    Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.
    John Lennon

    • Offizieller Beitrag

    Was für ein Thema...

    Jeder Mensch wirkt auf jeden Menschen individuell.
    Wollen Menschen anders erscheinen, als sie sind?
    Wie sind sie denn...dann, wenn sie wiederum individuell auf einen Menschen wirken?

    Das wird glaube ich spannend.
    Hier, wo ich Vertrauen zu den Foristen habe ... aufbaue...:)

    LG

    Herzi

  • Liebe Darla,

    das ist wirklich ein interessantes Thema.

    Ich glaube, zwei wichtiger Gründe, warum Menschen ihre Masken tragen, sind Furcht und Angst. Ich halte Furcht und Angst für ein (vielleicht sogar DAS!) Grundgefühl unserer Zeit, obwohl die meisten Menschen vermutlich behaupten würden, sie fürchteten sich nicht und hätten keine Angst.

    Aber die Menschen fürchten sich, sie fürchten Verluste, Betrug, Gewalteinwirkung, Konkurrenz jedweder Art (privat und geschäftlich), sie fürchten wirtschaftlichen und persönlichen Ruin, Krisen,.

    Hinzu kommt dann diese generelle "Lebensangst", die einfach da ist, weil der Mensch Mensch ist. Fortschritt (der ja nicht nur positiv zu werten ist!), Unsicherheit, Fremdheit, Unbekanntes, all das stürzt immer wieder und immer mehr auf uns ein.

    Ich denke, Furcht ist das Kennzeichen unserer Zeit und Angst ist ein (das?) Kennzeichen des Menschseins. Und um beiden zu entgehen, schafft man sich zumindest vom DEMJENIGEN ein Ideal (Schutz, Maske), den man "beeinflussen" kann: sich selbst. Das mag nicht immer bewusst sein, im Gegenteil, ich denke, all das geschieht überwiegend unbewusst.

    Aber bevor ich hier nun vollends in den mir nahestehenden Existentialismus abdrifte, lasse ich das einfach mal so stehen...

    LG

    P.

  • Zitat

    Ich glaube, zwei wichtiger Gründe, warum Menschen ihre Masken tragen, sind Furcht und Angst.

    ja, das ist wohl wahr. Aber ist es nicht auch traurig, dass wir uns fürchten müssen, wenn wir etwas von unseren Schwächen preisgeben?

    Die meisten hier (incl. meinem Mann) habe ich in einem Forum kennengelernt, wo es nicht darum ging, sich besonders darzustellen und seine Stärken zu produzieren. Im Gegenteil, jeder von uns hat dort seine Schwäche offenbart und gerade deshalb, hat man zueinander gefunden.

    Wenn ich mir diese Singlebörsen ansehe, z.B. dann wird dort gelogen und betrogen, mit dem Erfolg, dass die Seifenblase beim ersten Treffen platzt und dann ist der Katzenjammer gross.
    Aber auf der anderen Seite, wollen wir denn getäuscht werden, wenn wir den Darstellungen Glauben schenken?

    Mich beschäftigt diese Frage ganz aktuell (wie in meinem Thread im Privaten), weil ich nicht begreife, warum auch ich immer wieder auf das falsche Bild eines Menschen hereinfalle, obwohl ich es nach etl. Erfahrungen besser wissen müsste.
    Im Nachhinein fällt mir auf, dass ein Bauchgefühl aber von Anfang an da war. Das hab ich ignoriert. Weil ich es nicht sehen wollte? Wenn es so ist, warum?

    Eure Darla



    Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.
    John Lennon

  • Liebe Darla,

    ich sehe den Menschen auch lieber "schöngeredet", ignoriere auch öfter mein Bauchgefühl. Vielleicht, weil es für mich viel schwerer ist, mir einzugestehen, dass die Welt eigentlich ganz anders ist als ich sie gerne hätte.

    Und dieses Forum hier ist eine Ausnahme (und das sage ich nach sehr kurzer Zeit, aber da verlasse ich mich mal auf mein Bauchgefühl). Ich habe in mehr als 15 Jahren Internet zahllose Foren "gastweise" besucht, war in Dutzenden Foren Mitglied, und von all diesen haben zwei (!) es bis heute geschafft, dass ich mich dort wohlfühle und in die "anonymen Gegenüber" langsam Vertrauen entwickele. Eines dieser beiden ist dieses Forum hier. Das andere ein problembezogenes Selbsthilfeforum, wo ich schon im 7. Jahr Mitglied bin. Alle anderen (und es waren wirklich viele!) sind letztendlich so gewesen oder im Laufe der Zeit geworden, wie unsere Gesellschaft auch ist: Nur "sehr eingeschränkt" ehrlich und offen, um es mal vorsichtig auszudrücken.

    Lieben Gruss

    Peter

    • Offizieller Beitrag

    Welche Gründe es auch geben mag. Jeder setzt eine Maske auf.
    Entweder um sich zu verstellen, damit der andere nich bemerkt, wie schwach man ist. Aber auch um andere nicht zu verletzen oder nochmehr zu belasten.

    Und wie Darla ja auch schon schrieb, hat auch jeder seine eigene rosa-rote Brille auf.
    In gewisser Weise täuscht man ja auch immer wieder sich selbst. Und auch da sind die Gründe denke ich sehr vielfältig.

  • Warum wollen viele Menschen immer anders erscheinen als sie sind?


    Liebe Darla,

    ich denke das es da sehr unterschiedliche Gründe bei den Menschen für gibt. Es kommt wohl auch auf die jeweilige Situation an und welche zwei Menschen aufeinander treffen. Kann sein, dass es mit der Antwort " ..wem schenke ich mein Vertrauen, so dass ich keine Maske brauche " schon abgeklärt ist. Aber Masken haben ja viele Funktionen. In den Singlebörsen versuchen natürlich viele, sich etwas besser darzustellen, da es dort ja auch ein hartes Auswahlkriterium gibt. Teilweise handelt es sich dabei natürlich einfach um Blenderei, um möglichst viele Chancen zu bekommen. Andere haben es dadurch vielleicht schwieriger, ihre negativen Seiten in Konkurenz zu stellen.

    Auf der anderen Seite wird man angreifbarer, wenn viele Menschen etwas von einem wissen. Hat dann etwas mit Selbstschutz und Vertrauen zu tun. Menschen, die relativ gut mit dem Leben zurecht kommen, haben meistens weniger Probleme mit der Authentizität.

    Ich persönlich bin grundsätzlich auch nicht so vertrauensseelig. Allerdings erspare ich mir eine Maske und überlege mir lieber genau, wem ich was von mir erzähle. Eigentlich bin ich da sehr zurückhaltend. Morle und ich lernten uns ja auch in einem Forum kennen. Und wir beide benutzten keine Masken. Dies war der Grund, das wir uns überhaupt in diesem Forum fanden und heute glücklich zusammen sein können. Aber es war natürlich nicht ohne Risiko für uns beide. Besonders Dir mein Morle, möchte ich hier einmal Danke für Dein Vertrauen zu mir sagen .

    Auf Deine Frage liebe Darla, warum Du so oft auf Menschen hereinfällst, kann es viele Antworten geben. Zum einen hat es damit zutun, wie viele Menschen man überhaupt so gut kennt, um sich einer Vertrauensfrage überhaupt stellen zu müssen. Dank meinem Hobby SP, halte ich mich zum Beispiel eh von Menschen fern. Damit reduziert sich meine Vertrauensfrage auf nur wenige. Dort, wo ich gezwungener Maßen einen Vetrauensvorschuß leisten muß, also im Berufsleben, bin ich bisher zu 95 Prozent enttäuscht worden. Wobei ich hier vielleicht nicht 100 Prozentig fair bin, denn ich kenne nicht immer die wahren Hintergründe bzw. kenne nicht immer die wahren wirtschaftlichen Verhältnisse der Arbeitgeber oder Unternehmen. Ich gehe mal davon aus, dass wenn man viele Menschen kennt, das Risiko automatisch steigt, enttäuscht zu werden. Gleichbedeutend würde ich damit Aussagen, das statistisch gesehen die meisten Menschen nicht ehrlich sind und es nur einen bestimmten Anteil an Menschen gibt, die nicht so sind. Diese wenigen sind vielleicht schwer zu finden, aber ich glaube die Suche danach lohnt sich. Wie man sie erkennt, kann ich Dir leider auch nicht sagen. Denn auch ich fiel schon manches mal auf die Nase. Ich für meinen Teil bleibe im Umgang mit Menschen immer sehr skeptisch und bin nicht erschüttert, wenn die Statistik wieder mal ihren Obolus fordert. Umso mehr freue ich mich über die Menschen, die mir in der heutigen Welt als eine Oase der Wahrheit und des Friedens erscheinen. Wo man dankbar ist, dass man diese Menschen kennenlernen durfte.

    Liebe Grüße

    Chris

  • Danke Euch allen. Offenbar ist es wohl so, dass jeder von uns dann und wann eine Maske braucht. Manchmal einfach nur zum Schutz.

    Zitat

    ich sehe den Menschen auch lieber "schöngeredet", ignoriere auch öfter
    mein Bauchgefühl. Vielleicht, weil es für mich viel schwerer ist, mir
    einzugestehen, dass die Welt eigentlich ganz anders ist als ich sie
    gerne hätte.

    Damit sprichst Du mir aus der Seele. Aber ich werde mehr auf mein Bauchgefühl hören in Zukunft.

    Zitat

    Morle und ich lernten uns ja auch in einem Forum kennen. Und wir beide
    benutzten keine Masken. Dies war der Grund, das wir uns überhaupt in
    diesem Forum fanden und heute glücklich zusammen sein können. Aber es
    war natürlich nicht ohne Risiko für uns beide. Besonders Dir mein Morle,
    möchte ich hier einmal Danke für Dein Vertrauen zu mir sagen

    Ja, das Risiko hat sich gelohnt für Euch und das beweist doch wieder, dass es manchmal auch wichtig ist, authentisch zu sein und zu seinen Schwächen zu stehen.

    Man muss wohl nur wissen, wann der richtige Zeitpunkt ist und vielleicht spürt man auch irgendwie, dass man Vertrauen haben darf, bei gewissen Menschen.


    Eure Darla



    Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.
    John Lennon

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ihr Lieben,

    leider hatte ich erst jetzt richtig Zeit und Luft zum Lesen.
    Viel habt Ihr ja schon geschrieben und ich denke, die drei wesentlichen Punkte sind tatsächlich ersteinmal die von Pjotr genannten Furcht und Angst und, ganz wesentlich denke ich ist das, was unbewusst geschieht.
    Ich persönlich habe mich eigentlich selbst immer als sehr vertrauensvollen, offenen Menschen erlebt, bis ich bei meinem letzten Klinikaufenthalt dahinterkommen musste, dass mein unbewusste Maske dermaßen gut ist, dass ich sie selbst nichteinmal erkennen kann. Sie ist aber da, wie mir sehr deutlich vor Augen geführt wurde (von mir selbst :rolleyes: )


    Mich beschäftigt diese Frage ganz aktuell (wie in meinem Thread im Privaten), weil ich nicht begreife, warum auch ich immer wieder auf das falsche Bild eines Menschen hereinfalle, obwohl ich es nach etl. Erfahrungen besser wissen müsste.
    Im Nachhinein fällt mir auf, dass ein Bauchgefühl aber von Anfang an da war. Das hab ich ignoriert. Weil ich es nicht sehen wollte? Wenn es so ist, warum?

    Ersteinmal denke ich, dass Du selbst es nicht sehen konntest und wolltest, weil Du selbst einfach so nicht bist und wir schließen nunmal oft von uns auf andere. Dann denke ich auch, dass Du trotz allem, was Du bereits erleben musstest einfach noch immer an das Gute im Menschen glaubst und, weil Du das Böse und Niederträchtige nicht verstehen kannst, rechnest Du eben auch nicht damit.
    Tritt mich ruhig, wenn ich falsch liege, aber ich denke, da ist was dran, oder?


    Damit sprichst Du mir aus der Seele. Aber ich werde mehr auf mein Bauchgefühl hören in Zukunft.

    Und das ist die Entscheidung, die wir bei jeder neuen Ent-täuschung erneut zu treffen haben und die, wie ich persönlich finde, einer Gratwanderung gleichkommt: Riskieren wir in Zukunft neuerliche Ent-täuschungen und damit aber vielleicht auch großes Glück zu erleben indem unser Vertrauen bestätigt wird oder aber riskieren wir nichts, werden einsam, vielleicht verbittert und öffnen uns weder für das vermeintlich Schlechte und somit eben auch für das Gute?
    Wo Schatten ist ist oft auch Licht und umgekehrt.
    Ich persönlich sehe das so, dass ich durch solche Ent-täuschungen letzten Endes gestärkt hervorgehe, weil ich wieder etwas lernen durfte, auch wenn ich das IN der Situation selbst oft so nicht sehen kann, weil es einfach zu weh tut.
    "Was uns nicht tötet härtet uns ab" nunja, der ist doof der Spruch, ich persönlich sage lieber: "Was mich nicht tötet macht mich stärker"
    Vielleicht ist es reiner Selbstschutz, das so zu sehen, wer weiß, aber so ist meine Erfahrung bislang.

    In diesem Sinne

    Moony

    Die wahre Bedeutung des Begriffes 'Samurai' ist:
    Derjenige, der dient, und sich der Kraft der Liebe verschreibt.
    (Morihei Ueshiba)