• Offizieller Beitrag

    Das ist etwas länger
    http://www.zeit.de/2013/05/Arbeiterkind-Schulsystem-Aufstieg

    Ich hab das jetzt gelesen und bin eigentlich schockiert.
    Ich kann das erlebte dort bestätigen.

    Orientierungsstufe: Realschule nicht Gymnasium. (Wobei ich da genau zwischen den beiden Werten lag)
    9. Klasse: Der man vom Arbeitsamt redet mir den Wunsch, aufs Gymnasium zu gehen (fast) aus.
    Erst nach dem Abi hieß es: Jetzt kannst du machen was du willst. (sofern du es dir leisten kannst)

    • Offizieller Beitrag

    Ein sehr interessanter Artikel und ich denke auch, dass da was dran ist :nod:

    Allerdings muss ich auch ehrlich sagen, dass ich es mit einigem Bedenken sehe, wie die Hauptschule und Hauptschüler heute "abgestempelt" werden.
    Im Grunde wird uns allen (vor allem aber uns Eltern und dadurch natürlich auch unseren Kindern) vermittelt, dass, wenn unsere Kinder auf die Hauptschule kommen, sie keine Zukunft haben, bestenfalls als HartzIV - Empfänger. Und das finde ich Erstens ziemlich fatal und es stimmt Zweitens auch so gar nicht.
    Mein Vater zum Beispiel durfte damals nur auf die Volksschule (damals Hauptschule), weil sein älterer Bruder die Realschule nicht geschafft hat und das Risiko ein zweites Mal seinen Eltern damals zu teuer gewesen ist. Mein Vater hat sich an Abendschulen raufgearbeitet und später über viele anstrengende Umwege einen echt guten Job in der Autoindustrie gehabt.
    Auch mein Physiotherapeut, der in meinem Alter ist, war früher Hauptschüler und heute gibt er Seminare und hält Vorträge, hat sich raufgearbeitet.

    Aber uns Eltern (und natürlich anderen auch, aber bei uns Eltern finde ich es fast am Schlimmsten, weil wird es an unsere Kinder weitergeben) wird eine regelrechte Panik vor der Hauptschule bzw. eine Hauptschulempfehlung gemacht und da hilft es auch nicht, dass es bei uns im Lande jetzt "Werkrealschule" genannt wird...

    Ich finde das einfach nicht richtig, wie mit diesem Thema umgegangen wird. Erst neulich habe ich mich noch mit einer anderen Mutter über dieses Thema unterhalten und ich denke, ebenso wie sie: Egal auf welcher Schulform, unsere Kinder werden ihren Weg machen und noch viel wichtiger als die Schulform ist doch, dass sie glücklich werden!

    In diesem Sinne

    liebe grüße

    Moony

  • Hallo Moony,

    man muss zwischen Hauptschule heute und Hauptschule früher unterscheiden. Vor 30-40 Jahren war es eben wirklich noch eine Hauptschule, wo viele hingegangen sind. Heutzutage ist es aber in der Tat so, dass dort eigentlich nur noch die ganz hoffnungslosen Fälle landen, während die früheren Realschüler quasi alle aufs Gymnasium drängen...

    • Offizieller Beitrag

    Gerade bei "Hart aber fair":

    Ein Arbeitsamt schreibt einer Mutter, dass sie die Zeugnisse ihrer Tochter einreichen solle, damit überprüft werden kann, ob sie berechtigt ist, das Gymnasium zu besuchen.
    Denn es wäre ja besser, wenn sie dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen würde.


    Herr Clement und Herr Lindner konnten das nicht verstehen. Ich denke auch, dass dies eine Ausnahme ist. Aber das zeigt wieder das nach oben undurchlässige System.

  • Herr Clement und Herr Lindner konnten das nicht verstehen.

    Was können die denn daran nicht verstehen? Das ist doch ihr Traumziel, dass die Gymnasiasten nur noch aus ihrer eigenen Schicht rekrutiert werden.

    Wenn ich bedenke, wie optimistisch de Bildungspolitik damals, zu meinen Zeiten war. In Essen, wo ich geboren und zur Schule gegangen bin, wurde Anfang der 60er Jahre eine Sonderform des Gymnasiums erfunden bzw. in Deutschland eingeführt, das sogenannte "Aufbaugymnasium". Dort konnten auch Kinder (vor allem aus "bildungsfernen Schichten") noch nach der 7. oder sogar 8. Klasse von der damaligen Volksschule zum Gymnasium wechseln (heute geht das auch nicht mehr, heute ist Realschulabschluss Voraussetzung).

    Ich habe dieses Gymnasium besucht, weil ich als 9-/10-jähriger (also in dem Alter, in dem normalerweise die Gymnasiumsausbildung beginnt) einfach noch nicht reif, nicht selbstbewusst etc. für ein Gymnasium war. Ich war damals eines von fast 100 Arbeiterkindern, die das so gemacht haben (das war ca. ein Viertel der Schüler), und spätestens seit "1968" waren wir sicher, dass das Thema "Gymnasium nur für bestimmte Bevölkerungsschichten" erledigt war, ja, dass der Begriff "Schichten" vergessen werden könne, denn zwischen 1968 und ca. 1975 hatte man einfach das Gefühl, jetzt stimme (sozial-)politisch so vieles, dass wir uns DARUM keine Sorgen mehr machen müssen.

    Wie sehr haben wir uns geirrt.

    Gruss