Panik ;) Wen soll ich denn wählen???

    • Offizieller Beitrag

    Erst wollte ich einen Thread aufmachen, aber ich denke hier passt es doch rein:

    Bei jeder Wahl stelle ich irgendwie fest: Ich brauch das nicht unbedingt.
    Ein Kreuz aus Überzeugung mach ich nicht. Die Auswahlkriterien liegen bei mir zwischen Wahlprogramm, Sympathie und Augen-zu-und durch. Das letztere bekommt einen immer größeren Stellenwert.

    Ich gehe mal von mir aus: Warum hab ich eigentlich keinen Bock auf Wahlen?
    Mich nerven Politiker. Klar im Wahlkampf wird gelogen werden Details verschwiegen. Aber das ist bekannt. Vielleicht sollte ich aufhören Will, Illner und Co zu schauen....einschlafen kann ich dabei auch nicht mehr gut. Mich regt dieses "Nullsprech" auf. Kilometerlange Haupt- und -Nebensätze ohne Inhalt. Einfache Ja-Nein-Fragen werden mit "da muss man mal gucken..." beantwortet. Auf konkrete Nachfragen, wenn denn von den Journalisten eine kommt, werden nicht oder sehr patzig beantwortet. Politikverdrossen bin ich, aber nicht politikdesinteressiert. (Toll was die Medien für Wörter erfinden)

    Keine Ahnung vor 10 Jahren hatte ich kein Wahlrecht. Da hat man in der Schule "gewählt" und hat sich gefreut, dass man schon bei der Kommunalwahl sein Kreuz machen durfte. Noch einige Jahre zuvor, bin ich auch gerne zu der Kundgebung am 1. Mai gefahren, nicht aus Interesse, aber wegen der Luftballons und Kugelschreiber. Und es war nicht jedes Jahr Wahljahr. Jetzt sucht man außerhalb von Wahljahren vergeblich nach den Volksvertretern. Irgendwo machen sie eine halb-öffentliche Veranstaltung, zu der überwiegend eigene Leute zum applaudieren kommen. Ein paar Außenstehende haben sich verirrt, wollen eigentlich gehen, aber dann erblicken sie einen Tresen und man bleibt doch noch auf ein Getränk.
    Irgendwie widersprüchlich: Die einen sieht man zu oft, die anderen zu selten.

    Der nächste Punkt, der mich verdrossen macht ist diese "Überheblichkeit". Ich meine jetzt nicht vordergründig die "spätrömische Dekadenz" oder den "Wein für 5 Euro". Ich habe das Gefühl wir haben zwei Völker in Deutschland. "Die Deutschen" auf der einen Seite (Bürger mit Migrationshintergrund eingeschlossen) und "die Politker" auf der anderen Seite. Ein Beispiel aus einer Zeitung mit Enak Ferlemann (parl. Staatssekretär f. Verkehr, CDU):

    Zitat von Weser-Kurier 10.09.2013


    WK: Und dann kommt die PKW-Maut für alle?
    EF[...]Und da die Deutschen bei diesem Thema eher zögerlich sind, bin ich der Meinung, dass wir besser bei der LKW-Maut etwas tun sollten


    Warum ist er der Meinung er kann 80 Mio. Menschen über einen Kamm scheren. Korrekter würde ich es finden. "Wir, unsere Wähler und auch viele andere in unserer Bevölkerung sind bei der PKW-Maut zögerlich" Hört sich viel persönlicher an als ein fingerzeigendes "Boah, die nervigen Deutschen wieder".

    Das sind Dinge die mich verwundern und auch ein bisschen resignieren lassen. Ich habe das Gefühl, Politiker haben einfach kein Bock auf das Volk. Es ist einfach mit 8000 Lobbyisten zu reden, als mit 80 Mio. Bürgern.
    Die Frage ist nicht: was war zu erst da Volks- oder Politikverdrossenheit, sondern wie können beide Seiten sich wieder annähern?

    Und dieses Annähern funktioniert nicht mit abgehörten Telefonaten oder mitgelesenen E-Mails.
    Und die bisherigen Annäherungsversuche mit Panzerfahrzeugen und Wasserwerfern sind auch nicht das, was ich mir darunter vorstelle.

    Nachtrag
    Ich kann es nicht lassen. Es wie bei einem Unfall:: Es ist schrecklich, aber man muss einfach hingucken.
    Politik-Sendungen. Eine Woche vor der Wahl ist es noch schlimmer: Man schreit sich an, man wirft sich Lügen vor. Unterbricht sich gegenseitig. Höflichketsformen wirft man über Bord.
    Und bei dem ganzen wünschte ich dann doch im Studio zu sein. Einfach aufstehen nach vorne gehen und es wie Peer Steinbrück machen: Den Stinkefinger zeigen. "Ihr könnt mich alle mal" wäre die Botschaft.

    In der Stadt letzten Samstag war kein Volksvertreter da. Ich musste erst zum Wochenmarkt laufen. Am CDU-Stand kam gerade der Lndtagsabegordnete und man musste sich selbst beweihräuchern. "Von denen will ich sowieso nichts und erwarte auch nichts." dachte ich. Ein paar Meter weiter stand ein junger Mensch drängte mir Musterwahlzettel mit Kreuz und Propaganda-Material auf. "Darf ich Ihnen etwas zu lesen mitgeben?". Ich nahm das wortlos an. Lesen? Da steht doch eh nur das drin was in den letzten 5 Wochen jeder Spitzenkandidat 2000 mal im Fernsehen gesagt hat. Wo habt ihr denn mal INHALTE. ein Programmheft....ach was soll's: sich aufzuregen bringt nichts. Kaum hab ich diesen Gedanken zu Ende gebracht steh ich auch schon bei der SPD. Ich bekomme einen Bleistift und einen Flyer mit den "wichtigsten" Punkten. Auf dem Tisch liegt rein gar nichts mehr. Der Wahlkampf scheint hier wohl besser zu laufen oder die haben einfach kein Geld mehr gehabt. Immerhin der Bleistift ist zu gebrauchen. Der Kugelschreiber von der CDU ist quasi schon kaputt. Die Papiere schmeiße ich gleich in den passenden Container. Die zu lesen wäre Zeitverschwendung. Aber immerhin: Bleistift, Notizblock und Kugelschreiber. Immerhin etwas Inhalt, zumindest in der Einkaufstüte.

    Fazit: Je mehr ich mich mit Politik und Parteien beschäftige, desto frustrierender wird es für mich.

  • Sehr interessanter Beitrag, André. Ich denke, ich werde da auch noch ausführlicher drauf antworten, aber wir kriegen heute Besuch, und da werde ich wohl erst am Montag oder Dienstag zu kommen.

    Liebe Grüsse

    Peter

    • Offizieller Beitrag

    Kein Problem. Der Beitrag läuft nicht weg. :D

    Hier noch zwei Meinungen über Steinbrücks neuste "Panne":
    http://www.zeit.de/politik/deutsc…-contra/seite-2

    Ich muss ehrlich sagen, als ich das Bild gesehen habe, dachte ich nicht an ein Fettnäpfchen. Man sieht, finde ich, dass das Bild gestellt ist. Ich hab mir das Magazin nicht gekauft, aber den Hintergrund zu dem Bild würde ich mir schon durchlesen wollen. Aber irgendwie ist es ja klar, dass die Medien wieder alles anders sehen. Ich habe das Gefühl so unparteiisch ist die vierte Gewalt nicht.

  • Kein Problem. Der Beitrag läuft nicht weg. :D

    Hier noch zwei Meinungen über Steinbrücks neuste "Panne":
    http://www.zeit.de/politik/deutsc…-contra/seite-2

    Ich muss ehrlich sagen, als ich das Bild gesehen habe, dachte ich nicht an ein Fettnäpfchen. Man sieht, finde ich, dass das Bild gestellt ist. Ich hab mir das Magazin nicht gekauft, aber den Hintergrund zu dem Bild würde ich mir schon durchlesen wollen. Aber irgendwie ist es ja klar, dass die Medien wieder alles anders sehen. Ich habe das Gefühl so unparteiisch ist die vierte Gewalt nicht.


    Nein, dieses Mal sind die Medien alles andere als unparteiisch. Seit der Kandidatenkür der SPD wird permanent jedes kleinste Detail ausgeschlachtet und auf dem guten Mann rumgehackt ohne Ende. Dass er überhaupt in Fettnäpfchen tritt, weil er im Gegensatz zu Merkel tatsächlich eine Meinung hat, wird völlig vernachlässigt und stattdessen immer Mutti gelobt. Aber ich habe aufgehört, mich darüber aufzuregen. Aber mittlerweile zeichne ich jede ePetition mit, die ich sinnvoll finde.

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe mir bei meinem Landkreis den Musterstimmzettel heruntergeladen.
    Von 34 Parteien sind immerhin 14 drauf. Ist mir vorher nicht aufgefallen, aber wie wie soll ich denn jetzt z.B. "Die Violetten" wählen.

    Wenn eine Partei nicht genügend Unterstützerunterschriften beim Wahlleiter abgibt, darf sie nicht antreten. Eine Partei kann natürlich auch freiwillig nicht antreten, was aber irgendwie blödsinnig wäre. Kommt mir das nur so vor oder steht hier wieder mal der Föderalismus im Weg? Es ist ja schließlich eine Bundestagswahl: Warum also darf ich dann abhängig von meinem Wohnort nur bestimmte Parteien wählen?

    • Offizieller Beitrag

    Nach aktuelen Umfragen liegt die AfD bei 3%. Laut Forsa liegt die Dunkelziffer anscheinend höher, da sich nicht alle AfD-Wähler auch dazu bekennen. Sie schwanken zwischen 2 -4 %. Ein Sprung in den Bundestag wäre also möglich.

    Schwarz-AfD, Rot-Grün-Afd?

    Eine Koalition hat ja bisher keine Partei ausgeschlossen. Was meint ihr zu diesen Alternativen?

  • Ich würde es als Katastrophe empfinden, wenn die AfD in den Bundestag käme. Zum einen hat sich sich immer noch nicht klar von den Ultrarechten distanziert, und zum anderen halte ich Europa und den Euro für eine sehr gute Sache, zumindest für besser als die Alternative.

  • Zitat

    Wo habt ihr denn mal INHALTE. ein Programmheft....

    Hallo, Xardas,

    Tja, ich denke, das würde auch nichts nutzen... Die ÖDP hat hier zum Beispiel einen extrem themen-orientierten Wahlkampf gemacht. Sie hat als einzige Partei so gut wie keine Plakate geklebt, und die GANZ wenigen Plakate hatten alle eine politische Aussage bzw. Information. Nicht einfach nur "CSU - Unser Ministerpräsident" (sonst war NICHTS auf dem Plakat ausser dem Foto des Herrn S.) und auch kein blödes Foto des Gegen-Kanditaten, der 4 Styropor-Buchstaben in Händen hält, die das Wort "WORT" bilden und drüber steht "Wir halten Wort". Nein, wie lustig! Wie extrem einfallsreich und intellektuell herausfordernd...

    Die ÖDP dagegen hat ihren jungen, fitten Spitzenkandidaten aufs Fahrrad gesetzt, und er hat alle (!) Wahlkreise besucht und mit den Leuten geredet. Die Partei hat Newsletter auf Anfrage an Interessierte geschickt, die wirklich gut und informativ waren (von der ÖDP habe ich erst erfahren, worum es in dem gleichzeitig stattfindenden fünfteiligen Volksentscheid überhaupt ging!!!). Auf meine Anfragen bzgl. Kultur habe ich nur von der ÖDP eine wirklich umfassende Antwort erhalten, ebenso auf einige Fragen, die sonst kein Thema waren, z.B. Familie, Alte, Kranke, Schwule etc.

    Und was war? Die ÖDP hat gerade mal 2% bayernweit bekommen (erwartet hat man 2,5% und erhofft 3,0%), in der gesamten Oberpfalz 2,7% und in unserem Landkreis 1,8%. Hier in unserem Gemeindeverbund hatte sie 15 Stimmen = 1,1%, davon zwei von mir und meiner Frau.

    Ich ziehe daraus den Schluss, dass die Mehrheit der Wähler keine wirkliche Information will, dass sie auch keine Möglichkeit "brauchen", ihren Unmut über die herrschende(n) Partei(en) Ausdruck zu verleihen, und dass sie einfach nur berieselt, benebelt werden wollen, Honig ums Maul brauchen und vor allem: Ruhe haben wollen.

    OK. das ist ihr gutes Recht. Aber sie müssen dann irgendwann auch ertragen (und verantworten), dass die Politikverdrossenheit immer grösser wird, und die Leute beim Wort "Politik" sich sofort übergeben.

    Aber vielleicht wollen die grossen etablierten Parteien das ja? Vielleicht ist gerade DAS ihr Ziel?

    Nachdenklich:

    Peter

    • Offizieller Beitrag

    Ich weiß es auch nicht. Ich wünsche mir schon Erklärungen. Aber bitte nicht so kompliziert. Parteipogramme liegen vom Satzbau und Fachwortgehalt nciht weit von Doktorarbeiten entfernt. Man kann sich jetzt aussuchen für oder gegen wen das spricht.

    Die Kommunikation zwischen den beiden Völkern Politiker und Deutscher ist mit den Jahren immer unverständlicher geworden. Mit steigender Bildung in der Bevölkerung hat man auch die Parteiprogramme komplizierter geschrieben.

    Das würde deine Theorie bestätigen, Peter.


    Aber man verwirrt die Leute auch schon mit Wortschöpfungen:
    Da gibt es Politikinteressierte und Politikverdrossene. Aber das schließt sich doch nicht aus. Was haben diese Journalisten im Studium gemacht? Das Gegenteil von interessiert ist desinterriert. Und von verdrossen ist es unverdrossen.

    Aber ich steh nun da: Interessiere mich für Politik, weiß nicht wen ich wählen soll, oder b ich den Wahlzetteln unangekreuzt abgebe, weil ich auf dem Wahlzettel keine Alternative sehe.

    Mich frustriert das ganze. 4 Jahre wollen alle nur eines mein Geld. Und dann nachher soll ich sie auch noch wählen. Ich hab leider kein Flugzeug um einen Kommunalpolitker rumzufliegen, zum Golf einzuladen, eine Reise zu spendieren. Aber Angst scheinen sie ja zu haben, unsere Volksvertreter, sonst würden sie sich auch zwischen den Wahlen mal mit einfachen Bürgern abgeben und sich deren Fragen stellen. Diese sind meist wesentlich kritischer, als die der Journalisten und verlangen eine Begründung der Antwort. Die Wahlarena hat das gut gezeigt.

    • Offizieller Beitrag

    Zur Sache:
    Eine Stimme wird ein strategisches/ Zähne-knirschendes Splitting-
    die andere eine aus Überzeugung ;)

    Gestern traf ich den hiesigen Fraktionsvorsitzenden der SPD-
    wir kennen uns seit meiner Kindheit und wir haben ein langes Gespräch
    über wirklich alle Themen geführt.
    Hochambitionierte Leute hier, die seit Monaten und auch 'sonst'
    immer wieder mit dem Schirm und mit Brötchen oder so
    unter 'das Volk' gehen und sich stellen *chapeau !*

    Aber es geht am Sonntag um Bundespolitik- nicht um die Leute an der Basis.
    So gern ich ihnen ihr Engagement auch honorieren würde...

    Im übrigen die einzige Partei, die sich immer wieder
    und mit besagter Energie und Überzeugung blicken lässt...


    Was ich nicht erwartet hätte: Das Zünglein (die 5% FDP) macht mal wieder alles aus,
    wie es scheint...nicht minder die (aus meiner Sicht...) nicht minder unbeliebte AFD.

    Im Prinzip alles offen.

    Ich hoffe inständig, dass meine -nicht strategische Stimme- etwas bewirkt ;)

    • Offizieller Beitrag

    Ich hoffe, dass die AFD draußen bleibt ...
    ...wird wohl 'ne Große, denke ich,
    die Länder machen der CDU/CSU sonst das regieren
    zur Spaß-freien Zone ;)

    Edit: Grad gelesen...AFD raus :)
    CDU/CSU ohne die Absolute...
    ...und die FDP abgestraft wie noch nie...
    Ob man dem Wähler nun dafür mehr Verstand zusprechen
    darf sei dahingestellt, aber <-10% spricht Bände.