...die diskutieren über Gendersternchen

  • Wie ?
    Bekennst Du jetzt, daß Du als lebendes Identitäts-Chaos angesprochen werden möchtest ? Das Herzi, wie sie singt und er lacht ? :D
    Oder bekennt sich "wer" als "Kulturbanause" (der sich denn doch aber seiner selbst sehr klar & bewußt ist - und damit zwar gut das sprachliche Beispiel zeigt, aber doch in einem hier überflüssigen Fall...) ?

    8)

    Magie ist, wenn man trotzdem lebt.

  • Ich zitiere mal den Checkpoint von gestern: :D


    "Apropos „*innen“: In der Koalition gibt es erste Verständigungsprobleme - der Linken-Abgeordnete Hakan Tas twitterte von der Auszählung der Abstimmung seiner Partei: „Die Mitglieder_innen sagen JA. 89,3% stimmen für d. Koalitionsvertrag.“ Hm, Mitglieder_innen? Hatte sich Rot-Rot-Grün nicht auf den Genderstern (*) verständigt, der auch durchgehend im Koa-Vertrag für alle 60 (!) bisher bekannten und anerkannten Geschlechtsidentitäten steht? Gehen wir sie doch noch einmal kurz durch:

    Androgyner Mensch, Androgyn, Bigender, Weiblich, Frau zu Mann (FzM), Gender variabel, Genderqueer, Intersexuell (auch inter*), Männlich, Mann zu Frau (MzF), Weder noch, Geschlechtslos, Nicht-binär, Weitere, Pangender, Trans, Transweiblich, Transmännlich, Transmann, Transmensch, Transfrau, Trans*, Trans* weiblich, Trans* männlich, Trans* Mann, Trans* Mensch, Trans* Frau; Transfeminin, Transgender, Transgender weiblich, Transgender männlich, Transgender Mann, Transgender Mensch, Transgender Frau, Transmaskulin, Transsexuell, Weiblich-transsexuell, Männlich-transsexuell, Transsexueller Mann, Transsexuelle Person, Transsexuelle Frau, Inter*, Inter* weiblich, Inter* männlich, Inter* Mann, Inter* Frau, Inter* Mensch, Intergender, Intergeschlechtlich, Zweigeschlechtlich, Zwitter, Hermaphrodit, Two Spirit drittes Geschlecht, Viertes Geschlecht, XY-Frau, Butch, Femme, Drag, Transvestit, Cross-Gender - stimmt, sind 60…"

  • Ich bin nicht sicher, ob ich dem so folgen kann, Pjotr, und auch alle anderen !
    Aber es scheint mir ein ganz hervorragendes Beispiel zu sein, um diese ganze "pc-Misere" exemplarisch "zu durchleuchten".
    Denn: Womit fing es an ?
    Und wie und wo positionieren wir uns heute ?

    "Womit es anfing" soll stellvertretend für den ganzen Begriff "political correctness" stehen.

    Mit der Scheiße nämlich, brutal auf deutsch gesagt.
    Die chauvinistische, patriarchale, frauenverachtende Gesellschaft hatte eine Sprache entwickelt, die schon logisch-folgerichtig ihre Ideologie zum Ausdruck brachte. Und klar: Sprache prägt, prägt sich ein, wird zum selbstverständlichen, ersten Werkzeug unserer Kommunikation. Als Kind war "Negerkuß" halt eben selbstverständlich. Erstmal - ohne "Hintergedanken".....
    Ich persönlich habe gerade diesen Bereich der Geschlechterbezeichnungen miterlebt, mitgemacht, bin sozusagen in/an einer Frauenbewegung sozialisiert, in den 80ern. Denn konnte man nicht 1 zu 1 ablesen, beobachten, wie und daß Frauen benachteiligt, mißachtet, nicht ernstgenommen und schließlich Ziel von Gewalt und sexueller Gewalt wurden ?
    Also war es eine Errungenschaft, mit sprachlichen Mitteln schon darauf hinzuweisen, zu protestieren, zu korrigieren !
    Und genauso ist doch der Sinn und die Wurzel der sog. "pc" erstmal die reine Existenz von Ungerechtigkeiten, gelinde gesagt ("brutale Abartigkeiten" könnte ich es auch nennen, was da im Namen des heterosexuellen, weißen Mannes in hunderten und tausenden von Jahren Geschichte so passiert ist).
    Ich weiß noch, was das für ein.... schwiemeliges Gefühl in den 70ern war, so die allgemeine Bewußtseins- (und eben Sprach- ) Ebene ! Schwulen- und ja: Juden-"Witze" waren "normal", in der Schule ! Auch Behinderte tauchten bestenfalls gar nicht auf, wurden hübsch - aus den Augen, aus dem Sinn - an den Rand der Siedlungen in "Tagesstätten" und "Behindertenwerkstätten" abgeschoben. In den Bahnhofsvierteln schlichen die Schwulen von Klotreffpunkt zu Klotreffpunkt, ganz im Banne ihres Verbotenseins. Auf Modellbausätzen klebten gerade noch Hakenkreuze am Seitenleitwerk, bevor sie verboten wurden. Warum da erst, ist der Paragraph bezüglich "verfassungsfeindlicher Symbole in der Öffentlichkeit" noch so "frisch" gewesen ?
    Die ganze Republik war in einen grauen Dunst von Alt- und Neonazis getaucht, während alle nur über die "bleierne Zeit" der R.A.F. redeten. Jaaaaa, das war staatskonform, Linkenhatz "geht immer" und flott von der Hand, bzw. aus der Feder der Journalistenschreibe (Stichwort "freiwillige Gleichschaltung"). Nochmal "Behinderte": Erinnert sich noch wer an den großen Hit von Mike Krüger, lange vor "Nippel-aus-der-Lasche-Geziehe" ? "Mein Gott Walter", ich hab´s gerade noch mal gegoogelt, ein geradezu faschistoider, verhöhnender Text, boah, ekelhaft !

    Ja, das war die Welt, in der ein Wort wie "political correchtness" auftauchte. Eine Selbstverständlichkeit, eigentlich, "korrekt" sein zu wollen. Anzutreten für Menschlichkeit, Mitmenschlichkeit; Grundwerte mithin !

    Und wer hat drauf gewartet, sich counterstrikend auf diesen Begriff und das, was er verkörpert, zu werfen ? Richtig, wir sehen es heute ganz klar, es sind dieselben, die es geschafft haben "Gutmensch" als "schlecht" zu deklarieren; Nazis, Prolls, Männer, Hooligans, Rechte, Leistungs-, Geschlechts- und Traditions-Faschisten ! Menschen- und Verfassungsfeinde, die sich gerne als Opfer ausweisen wollen, in ihrem subversiven Nagen gegen die Pfeiler des Humanismus und der Grundwerte.

    So, und jetzt kommen wir, jetzt komme ich ... mit Zweifeln, Unbehagen. Dem Wunsch, nicht "mit denen verwechselt zu werden", ist doch klar. Und dem Ausloten eigener, psychologisch "vergrabener" Ressentiments, womöglich.
    Ist also .... "Genderei krank" ?
    Was wäre.... ohne ? Welche Alternative haben, hätten wir ? "Alles so lassen, wie früher & Schwamm drüber" ? Ist es das, geht das ?

    Und ja, auch ich erkenne Auswüchse. Aber: Es ist eigentlich noch nichts geschafft, von der gesamten Agenda, gemessen am eigentlichen Ziel all der Themen, die mit dem Etikett "political correctness" versehen werden können.

    Wie gesagt: Ich habe Bedenken....

    Magie ist, wenn man trotzdem lebt.

  • Hallo, Somefish,

    ich denke, Frauenrechte und Frauenemanzipation haben mit dieser hysterischen Genderei nichts zu tun.

    Ich bin seit 43 Jahren mit einer höchst emanzipierten Frau verheiratet. Durch sie wurde ich die frühe (!) Alice Schwarzer, die damals klasse war, kennengelernt, und wurde mit der Frauenbewegung der 70er Jahre vertraut. Ich stand und stehe ihr sehr nahe.

    Aber durch meine Frau (!!!) wurde ich auch mit der Männerbewegung bekannt und war in den späten 70er und frühen 80er Jahren in der Männerbewegung höchst aktiv. Ich habe in Bonn die erste Männergruppe gegründet und war später an der Frankfurter Uni einer der Mitinitiatoren der dortigen Männerforschung.

    Aber das, was Hysteriker und Hysterikerinnen HEUTE unter "Freiheit für das eigene Geschlecht" verstehen, nämlich, die Freiheit, ihr Geschlecht abzulehnen und durch ein dämliches "x" zu ersetzen, z.B. Professx Doktx Wasweissich von der Berliner Uni, das erntet nur noch meinen Spott und meinen Hohn.

    Wenn DAS Emanzipation ist, na, dann bereue ich aber zutiefst, viele Jahre lang dafür zusammen mit meiner Frau und anderen Männern und Frauen gekämpft und so viel Kraft und Zeit investiert zu haben.

    LG

    Peter

    • Offizieller Beitrag

    Okay...sprachlich versuchen "wir" also etwas zu korrigieren. Etwas, was in der Gesellschaft eben untergeht: Minderheiten.

    Soweit so gut. Aber muss man nicht auch Korrekturen korrigieren? Nämlich dann, wenn diese überhand nehmen.
    Ja es ist angekommen: Es gibt Minderheiten und man soll diese nicht diskriminieren.

    Was wäre es nicht viel einfacher, man würde die Bedeutung der Wörter ändern. Sprache soll ja Informationen übertragen, und das möglichst effizient. Also nehmen wir einfach die kürzeste Form eines Worts und fassen dann alle darunter zusammen. Einheitsbrei.
    Aber dann wäre wieder nur die "männliche" Form übrig.

    Also dann doch lieber 60 verschiedene Formen. Weil der Stern vermischt ja auch nur alles.

    Oder wir sagen einfach nichts. Dann kann auch keiner was falsches sagen.

  • Pjotr, Danke für die info; ich finde das sehr spannend und interessant, "Männerbewegung" !
    Ich verstehe, was Du meinst.

    Xardas: ok, 60 Variationen sind ein wenig übertrieben ! :D
    Aber "man" - "mensch" - "wir" könnten sich doch auf eine einfache Regel einigen.

    Es ist ja an sich schwer, Sprache zu ändern, gerade, weil sie sehr verinnerlicht wurde. Dieses verallgemeinernde "man" - bestes Beispiel.

    Ich "übe" manchmal, recht vergeblich, mir selbst die "richtigen" Geschlechter von Sonne und Mond beizubringen: Der Sonne(rich), die Mond (la lune; die Franzosen können das besser).

    Magie ist, wenn man trotzdem lebt.

  • Ihr könnt übrigens auch Moony fragen, wie das "funktioniert" : :D

    Es ist nämlich eine psychologisch-astrologische Wertigkeit von zentraler Bedeutung !
    Beim Tisch ist mir das wohl herzlich egal, ob es "die" oder "der" sein soll.

    Magie ist, wenn man trotzdem lebt.

    • Offizieller Beitrag

    Ist das, was breitbandig und Idelogisch beladen zur Debatte gemacht wird,
    'der Gesellschaft' in ihrer Entwicklung irgendwie (positiv) förderlich?

    Die Dinge entwickeln sich eben.
    Ich bin zumindest in Sachen Lektüre zwischen EMMA, Spiegel, Vorwärts usw. aufgewachsen;
    Ich sah mich als Beobachter...empfand als 'Jüngling' die beginnenden Diskussionen
    als befremdlich und fragte mich, wieso persönliche sexuelle Präferenz
    mit linksintellektueller Gewalt in ein Schema gepresst werden muss?

    Das frage ich mich heute nicht mehr...
    ...die Frage ist für mich beantwortet.

    Ich fühle mich als Mann...egal was mir erzählt wird.
    Ich fühle mich zu weiblichen Frauen hingezogen.
    Egal, was mir erzählt wird.
    Emanzipation begann nicht mit x oder y oder wem auch immer,
    sondern ist Teil der Weiblichkeit, wie ich sie als weiblich empfinde.
    Im übrigen ist Emanzipation keine Sache, die Frauen alleinig für sich beanspruchen dürfen...

    Alle Meschen um mich herum sollen frei sein.
    Frei in ihrer Geschlechtsidentität und meinetwegen im Röckchen, Höschen
    oder auch ohne :D
    Mir völlig egal, so lange ich und mein Dunstkreis in der eigenen
    sexuellen Präferenz und in der Auslegung oder im ausleben dieser langweiligen
    sexuellen Normalität nicht beeinträchtigt wird/werde.

    Wenn die Behörde mich künftig nicht mehr als 'Herr' Soundso anschreibt,
    soll mir das egal sein.
    Wenn sich ein Mensch auf den Schlips oder was auch immer getreten fühlt,
    wenn ich ihn/sie/es irrtümlich als Männlein, Weiblein oder watt weet ick
    anspreche...damit kann ich leben :D
    Ich würde auch individuell anreden...warum nicht,
    nur wenn per Dekret aus dem Berliner Königshaus bestimmte Umgangsformen
    im Miteinander vorgeschrieben werden, so geht mir das 2,8 mtr. an meinem
    verlängerten Rücken vorbei.

    Ich mag es bunt und auch meinetwegen auch schrill- nur eben ohne Diktat.

    Ist besagte Debatte nötig?
    So wie sie läuft (zumal angesichts der Weltlage)...
    ...so wie es bei mir ankommt, kann ich nur grinsend mein weises Haupt schütteln.

    Deshalb hat es flash m.E. auf den Punkt gebracht
    und 'in der Sache' lassen einige Menchen ihre weisen Häupter rauchen,
    derweil die Meschheit mit wahren Problemen konfrontiert IST.


    Doch...eines zur Sache:
    Ich sehe Vielerorts in der Gesellschaft, was ich "Y-Stigma" nenne.
    Besonders in der schulischen Prägung...
    Ich hasse Prägung und verachte es, wenn Menschen sich nicht frei entwickeln können.
    Langt das nicht?
    Ich käme nie auf die Idee, einem Kind in die Entwicklung der eigenen Sexualität hereinzupfuschen!
    Und ich würde jede Couleur, die das Kind für sich findet nach Kräften mittragen...Vorbehaltlos.
    Und ich würde das Kind so frei wie möglich von Gender/x- Indoktrinationen seitens
    des Gesetzgebers freihalten.

    Ja...bei den Kindern liegt immer die Zukunft.

    Eine überflüssige und lächerlich Farce, was sich die Herrschaften/Damen etc. da abkneifen.

    Just my two cent ;)

  • Diese Debatte war durchaus mal nötig. Vor 40 Jahren als unverheiratete Frau nicht mit "Fräulein" angeredet werden zu wollen, war für die konservative Gesellschaft geradezu empörend. Meine Frau hat da einiges erlebt...! Da hat sich aber glücklicherweise viel getan. Aber es ist eben auch einiges aus dem Ruder gelaufen, bzw., manche Diskussionen darüber sind heute einfach nicht mehr nötig oder absurd.

    Dass Frauen weniger verdienen (trotz gleicher Qualifikation) ist kein sprachliches Problem. ABER dass vor 40 Jahren an einigen sprachlichen Problemen von den Feministinnen gearbeitet wurde, hat dazu beigetragen, dass sich auch gesellschaftlich etwas änderte. Ich glaube, DARAUF will Somefish hinaus, wenn ich ihn richtig verstehe.

    Übrigens schliessen sich Feminismus und Weiblichkeit keinesfalls aus. Ich halte meine Frau für eine sehr weibliche Frau. Und dennoch war sie und ist sie Feministin, und zwar eine recht radikale, wenn auch sehr sanfte. Dieses aktuelle absurde Getue um die genderisch korrekte Sprache findet sie aber auch überzogen, besonders diese Sachen mit dem X oder dem *...

    LG

    P.

  • Magie ist, wenn man trotzdem lebt.

    • Offizieller Beitrag

    Was ich als nötig und zwar dringend nötig erachte,
    ist eine adäquate Handhabe der geburtlichen Geschlechtszuweisung!

    Wie das im Detail aussehen sollte, ist Diskussionswürdig...

    Keinesfalls darf ein Kind operiert werden...im Sinne einer 'Korrektur' der primären
    Geschlechtsorgane...never...

    Das muss das Kind selbst entscheiden.

    Somit ergeben sich m.E. automatisch neue Definitionen von Mann/Frau.

    Wieso eigentlich definieren...
    ...Mensch soll sich in seiner/ihrer Haut wohlfühlen und frei leben können/dürfen.


    Und wer weden x noch y genannt werden willl...
    ...ich respektiere das.


    Ein Blick in meine Sig. sollte genügen, um meine grundsätzliche Sicht der Dinge zu beschreiben.
    Ja Peter und fishi...wir sind aus dem Muff und aus dem Käfig der Nachkriegsjahre heraus.
    Das war ein langer Weg und m.E. ist er auch noch ein Stückweit zu gehen...
    ...alles fließt.

    Aber diese Pseudodebatte ist m.E. lediglich lächerlich.

  • Hmmm.... die Populisten (um eventuell den Bogen wieder zu kriegen :D ) profitieren wahrscheinlich von den Schwierigkeiten, die wir uns in der Debatte zumuten, bzw. der mangelnden "Trennschärfe" an und in diesem Thema.

    Magie ist, wenn man trotzdem lebt.