Beiträge von Pjotr

    Liebe Lyca,

    ich bin sicherlich kein Mensch, der an dieser Zeit klebt, dafür bin ich persönlich viel zu sehr betroffen. Aber ich weiss eben, wie schnell aus einem "Jetzt ist aber gut" ein "Komm, lass uns das vergessen" wird. Und "vergessen": geht nicht! Ich gebe Euch aber Recht, dass ich es manchmal zum Erbrechen finde, wenn Menschen, die einer Nation angehören, die ihrerseits Minderheiten verfolgen, uns immer wieder unsere Vergangenheit vorwerfen. Das nervt selbst mich ;)

    LG

    P

    Ich wurde in einem Land geboren, in welchem ich den kleinsten Teil meines mittlerweile fast 79jährigen Lebens verbracht habe. Fast 60 Jahre davon lebe ich nun im Ausland.

    Ich studierte Philosophie und Musik, wurde aber auf zwei anderen Gebieten berühmt.

    Die erste Berühmtheit war auch eine grosse Belastung, da sie mich in einen Schatten stellte, was mir aber damals kein wirkliches Problem war, weil ich aus Liebe zurücksteckte. Diese Liebe brachte mir aber auch viel Hass ein...

    Meine eigentliche Würdigung bekam ich erst in den letzten Jahren, obwohl ich seit gut 40 Jahren eine Hauptvertreterin, ja, vielleicht DIE Hauptvertreterin einer Modernen Kunstart bin. Ich habe als eine der wenigen Künstler zweimal (!) an der Documenta teilgenommen, was kaum bekannt ist, weil die erste Berühmtheit lange Zeit alles überschattet hatte.

    Wer bin ich?

    Xardas:

    Besorg Dir doch mal in der Apotheke Cistus-Tee oder Cistus-Lutschtabletten. Ich schwöre auf Cistus, obwohl ich normalerweise eher der Schulmedizin vertraue. Aber bei allen Infektionen (bakterieller und viröser Art!) nehme ich zunächst Cistus und meistens brauche ich dann nichts anderes mehr. Meine letzte schwere Erkältung liegt sicherlich 5 Jahre zurück, und das, obwohl ich als Diabetiker angeblich ein geschwächtes Immunsystem habe. Ich trinke in akuten Situationen: 1 Liter starken Cistustee über den Tag verteilt, oder lasse alle 2 Stunden 1 Lutschtbalette im Mund zergehen.

    Lieben Gruss & gute Besserung

    Peter

    Ich hätte Lust und einmal im Monat würde ich es wohl auch schaffen. Das Problem ist: Der Abend gehört eigentlich meiner Frau. Ich bin den ganzen Tag am PC oder im Atelier, das ist für meine Frau völlig in Ordnung. Aber abends gehöre ich ihr bzw. der Abend uns. Aber ich denke, einmal im Monat wäre okay und möglich.

    P.

    Ich bin natürlich um einiges älter als Ihr, aber für mich war es sehr wichtig, viel über diese Zeit zu erfahren. Unsere Eltern (womit ich jetzt nicht konkret MEINE Eltern meine, sondern die Elterngeneration) war ja direkt an all dem beteiligt, so oder so. Unsere Lehrer an der "Volksschule" und selbst noch auf dem Gymnasium waren fast alle irgendwie davon betroffen, sei es, dass sie selbst noch Nazis gewesen sind, sei es, dass es Kinder von Nazis waren. Meine erste Volksschullehrerin z.B. war noch in den 30er und 40er Jahren die Lehrerin meines Onkels gewesen, und sie war eine hardcore-Nazifrau! Ich habe sie 1959-61, als sie meine Lehrerin war, als sehr sympathisch empfunden, mein Onkel wusste da anderes zu berichten...

    Für uns war es extrem wichtig, das ALLES zu erfahren, und das alles auch zum zwanzigsten Mal zu hören, denn die Elterngeneration neigte noch sehr stark dazu, alles zu verdrängen oder zu verharmlosen. So gab es z.B. weder in der Volksschule noch auf dem Gymnasium (ich ging bis 1972 aufs Gymnasium) einen Geschichtsunterrichts, der diese Zeit thematisierte! Der Geschichtsunterricht endete mit dem Ende des Ersten Weltkrieges, spätestens mit dem Ende der Weimarer Republik. "Natürlich" war das Zufall, weil man einfach keine Zeit mehr hatte, das Schuljahr war halt um. Lächerlich! Für die Bismarckschen Sozialgesetze, die zwar wichtig waren, aber ganz gewiss nicht wichtiger als die Nazizeit, hatten wir fast 1 Jahr Zeit, sie bis zum Exzess durchzukauen. Dort hätte man kürzen können, um die gewonnene Zeit für eine Diskussion der NS-Zeit zu nutzen, aber wie gesagt: ZUFÄLLIG keine Zeit...

    Da ich der Meinung bin, dass diese Gefahr immer noch da ist (siehe die Nazimorde der jüngsten Vergangenheit!), darf man das alles nicht vergessen. Wir sind noch nicht so weit. Sollen wir den Mantel des gnädigen "Vergebens und Vergessens" über unsere Geschichte auszubreiten??? Vergeben: ja! Denn wir selbst haben mit all dem nichts mehr zu tun, das war Sache unserer Eltern, Grosseltern, Urgrosseltern, und denen können wir persönlich vergeben, aber die Geschichte kann nicht vergeben, nur dokumentieren. Also: persönliches Vergeben ja! Aber vergessen: Bitte nicht! Nur wenn uns unsere Geschichte im Bewusstsein bleibt, können wir (vielleicht) verhindern, dass sie sich wiederholt.

    P.

    So, Ihr Lieben, ich gehe für heute offline. Heute kocht meine Frau (macht sie so 1- bis 2mal pro Woche), das ist für mich immer sehr angenehm. Gehe jetzt ins Wohnzimmer, kuschele mich in Sessel und Decke, freue mich aufs Essen und auf den Leseabend.

    Schönen Abend und gute Nacht!

    Pjotr